Glocken des Domes zu Erfurt

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44.2 هزار بار بازدید - پارسال - Auf dem Domberg über Erfurt
Auf dem Domberg über Erfurt thront das Ensemble aus Dom- und Severikirche. Nicht nur optisch, sondern auch akustisch bilden die beiden Kirchen auf dem Domberg eine Einheit, ihre Geläute sind
seit Jahrhunderten miteinander verbunden.
Alleine die Domkirche verfügt, verteilt auf die mächtige Turmanlage zwischen hohen Chor und Langhaus, über stolze 16 läutende und schlagende Glocken, von denen zehn zum eigentlichen Geläut gehören - die berühmteste unter ihnen ist die Gloriosa, die 'Königin aller Glocken' im Mittelturm.

Neben der Gloriosa befindet sich im Nord- und Südturm das fünfstimmige Hauptgeläut, das im Kern auf das 1720/21 von Nicolaus J. Sorber geschaffene pentatonische Ensemble zurückgeht, von welchem heute noch die beiden Rahmenglocken erhalten sind. Über der Gloriosa läuten die vier Silberglocken - ihr mystischer Klang ist von eigentümlichem Reiz. Die Dachreiterglocke, vier Schlag- und eine Schauglocke gehören nicht zum eigentlichen Domgeläut.

Auch wenn große Teile der Geschichte des Geläuts im Dunkeln liegen, dokumentierten die Stadtchronisten zumindest den Guss ‚ihrer‘ Gloriosa, einer der größten Glocken des Abendlandes, peinlichst genau. Ein Blick in die Geschichte verrät, dass die erste Gloriosa bereits 1251 gegossen wurde und bis zu den großen Stadtbränden 1416 und 1472 bis zu 16 weitere Glocken in Verwendung waren. Die heutige Gloriosa ist bereits die sechste (1251, 1307, 1363, 1423, 1477) und wurde in der Nacht des 7./8. Juli 1497 von Gert van Wou gegossen. Später schuf er auch die Domglocke Osanna (gis°) und die Vincentia (h°) für St. Severi.

Für das Silbergeläut wurde 1475 eine Glocke von Meister Peter gefertigt. 1479 entstand das rätselhafte Paar der Glocken 'Maria' und 'Cantabona', gefertigt von den Meistern Peter/Apel, in der Form angelehnt an frühmittelalterliche Bienenkorbglocken. Die Cantabona trägt nach einer Beschädigung im Jahre 1492 heute jedoch ein anderes Gießerzeichen - ihr Faksimile ist wohl Zeugnis der exzellenten Gußkunst des ‚Großen Erfurter Unbekannten‘, Hans Sinderam.
Jakob König vervollständigt schließlich 1625 das Silbergeläut.
Das Hauptgeläut setzte sich neben van Wous Osanna aus dem dreistimmigen ‚Hintergeläut‘ (~1500), und ‚Wolf‘ zusammen.

Der große Turmbrand im Jahre 1717 vernichtete sieben Glocken von ~400 Zentnern. Nur Gloriosa und Silberglocken blieben dank der massiven Gewölbe im Mittelturm unversehrt.
Dank der Stiftung zweier Domkapitulare, Matthias und Ewaldt, konnte der Erfurter Gießer Sorber mit der Erneuerung des Geläutes, aufbauend auf der Gloriosa, beauftragt werden. In zwei Etappen schuf er 1720 die drei Südturm- und 1721 die Nordturmglocken. Die phrygische Melodielinie E-G-A-C-D-E (das G, wie bei der zerstörten Osanna erhöht) erklingt also seit mehr als 300 Jahren vom Domberg. Entgegen der heutigen Läutepraxis war das Hauptgeläut also durchaus für das Läuten mit Gloriosa konzipiert.

Leider hat sich das Geläut in dieser Form nicht erhalten. Nach einem Sprung wurde im 1. WK die Andreasglocke eingeschmolzen, im 2. WK folgten zwei weitere Sorber- und Silberglocken.
Seit 1952 ersetzt das Engelchen aus St. Severi die abgegangene Maria – aus der Brunnenkirche stammt die Namenlose, ebenfalls von Meister Peter gegossen.
Die zerstörten Glocken des Hauptgeläutes wurden 1961 durch Franz P. Schilling in gleicher Tonlage ersetzt; daneben entstanden zwei Uhrglocken in verkürzter Rippe und die Wandlungsglocke für den Dachreiter in zuckerhutähnlicher Form.

Die Schilling-Glocken des Hauptgeläuts verfügen über hohe Klangqualität und harmonieren vortrefflich mit den Sorberglocken und der Gloriosa. Auch die barocke Dreifaltigkeitsglocke ist nicht zu verachten; für eine leichtrippige Septimglocke fundamentiert sie auch das jetzige Hauptgeläut formidabel.  

1984 zeigte sich erstmals ein Haarriss in der Gloriosa, trotz erfolgreicher Reparatur trat nur 30 Jahre später ein neuer auf. Seit dem 8. Dezember 2004 wird die erneut geschweißte Glocke, wenn auch reduziert, wieder geläutet. Und das ist gut so. Nicht umsonst wird ihr, vor allem ob ihres Klanges, bereits um 1650 der Titel ‚omnium campanarum regina‘ verliehen. Die Gloriosa zählt zu den bedeutendsten Glockengüssen überhaupt, zahlreiche international Abhandlungen würdigen sie. Kunsthistorisch wartet die Gloriosa auf: Die edle Inschrift, das anmutige Relief der Madonna im Strahlenkranz.

2009 wurde schließlich die Wandlungsglocke durch einen Neuguss aus Maria Laach ersetzt und zur alten Turmuhr im Mittelturm transferiert. Obendrein fand eine unbenutzte Glocke auf dem Speicher ihren Platz und wird dort zu Vorführungszwecken geläutet.
So ist das Erfurter Domgeläute zwar ein eigenartiges, mit Recht aber vielbewundertes Geläut - wohl eines der bedeutsamsten unserer Zeit.

Informationen zu den Glocken finden sich im Video bzw. auf der Internetpräsenz des Autors: http://bit.ly/erfurtdomglocken

00:00 Einführung
02:30 Gloriosa
09:15 Hauptgeläut
24:15 Silbergeläut
33:15 Weitere Glocken
38:40 Vollgeläut
#Glocken #Gloriosa
پارسال در تاریخ 1402/01/19 منتشر شده است.
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