Jetzt auch noch steigende Preise: Viele Rentner in Not | Kontrovers | BR24

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334.2 هزار بار بازدید - 2 سال پیش - Steigende Preise bei Lebensmitteln, Heiz-
Steigende Preise bei Lebensmitteln, Heiz- und Wohnkosten sind für viele Rentner ein großes Problem. Besonders hart trifft es ältere Menschen, die knapp über der Grundsicherung leben, weil sie keine Zuschüsse bekommen. Kontrovers hat Rentnerinnen getroffen, die trotz Rente in Armut leben.

Rentnerin Lieselotte Pawlowsky hat 40 Jahre lang in die Rentenkasse eingezahlt. Ihre Rente ist nicht schlecht – besonders im Vergleich zum Durchschnitt dessen, was Frauen ihres Alters sonst beziehen. 23,8 Prozent der Rentnerinnen über 65 gelten in Bayern als arm – fast ein Viertel. So die aktuellen Zahlen des Paritätischen Wohlfahrtsverbands Bayern. Die durchschnittliche Bruttorente liegt bei Frauen in Bayern bei gerade mal bei 1.190 Euro pro Monat. Lieselotte Pawlowsky kommt netto auf über 1.200 Euro. Diese Rentenhöhe bedeutet für Lieselotte Pawlowsky: Sie bekommt keine Grundsicherung im Alter. Trotzdem bleibt am Ende des Monats kaum etwas übrig. Die aktuellen Preisanstiege treffen sie hart.

Es wird gespart, wo es nur geht
Auch Anna Schröder (Name v. d. Redaktion geändert) leidet unter den Preissteigerungen. Sie hat einige Jahre im Ausland gearbeitet und war lange freiberuflich tätig. Hat darum wenig in die Rentenkasse eingezahlt. Jetzt bekommt sie nicht mal 700 Euro Rente im Monat. Damit hat sie – anders als Lieselotte Pawlowsky – Anspruch auf Grundsicherung im Alter. Trotzdem muss auch die 79-Jährige an allem sparen.

Vergleicht man Einnahmen und Ausgaben der beiden Rentnerinnen, sieht es auf den ersten Blick für Lieselotte finanziell besser aus. Abzüglich der jeweiligen Fixkosten wie Miete, Kosten für Strom, Telefon und Versicherungen, bleibt bei Anna Schröder ein Minus von 175 Euro, während Lieselotte rechnerisch noch ein Plus von 478 Euro übrig behält. Doch tatsächlich ist die Rechnung nicht ganz so simpel. Denn während Anna Schröder durch die Grundsicherung Zuschüsse erhält, muss Lieselotte Pawlowsky für alle Kosten selbst aufkommen. So etwa für den Umzug in die kleinere Wohnung, als ihr langjähriger Lebensgefährte unerwartet starb. Für den Umzug nimmt die Rentnerin einen Kredit in Höhe von 5.000 Euro auf, den sie jetzt mit 150 Euro monatlich abbezahlt - zusätzlich rund 50 Euro monatlich für eine Kreditabsicherung, weil sie über 70 ist.

Knapp 35 Euro zu viel Rente für die Grundsicherung
Wäre Pawlowsky Grundsicherungsberechtigt, hätte das Sozialreferat den Umzug bezahlt. Den Kredit hätte sie dann nie genommen. Doch als sie beim Sozialreferat einen Antrag auf Unterstützung stellte, bekam sie eine Ablehnung: Ihr Einkommen sei knapp 35 Euro zu hoch, um Leistungen beziehen zu können. Anna Schröder hingegen erhält monatlich einen Zuschuss in Höhe von 533 Euro. Außerdem darf sie Lebensmittel bei der Münchner Tafel beziehen, spart eigenen Einschätzungen zufolge dabei etwa 50 Euro die Woche.

Viele scheinen durch das System zu fallen
Lieselotte Pawlowsky würde auch gerne Lebensmittel über die Tafel erhalten – doch sie wurde wegen ihrer Rentenhöhe abgelehnt. Dabei bräuchten weit mehr Menschen in München die Hilfe der Tafel, schätzt Axel Schweiger, Vorstand bei Münchner Tafel e.V.: "Es gibt nach dem Armutsbericht der Stadt München von 2017 129.000 Menschen, die im Bereich des Existenzminimums leben. Wir versorgen jede Woche 22.000 Menschen."

Armut trotz besserer Rente
Auch in anderen Bereichen erhält Anna Schröder im Vergleich zur Lieselotte Pawlowsky Unterstützungen – gerade weil sie Anspruch auf die Grundsicherung hat. So fällt etwa die Zuzahlung bei Medikamenten für sie geringer aus. Auch wegen der gestiegenen Energiepreise braucht sie sich nicht zu sorgen "Da bin ich sehr privilegiert. Das lässt mich auch besser schlafen: Heizkosten zahlt die Stadt", sagt die Rentnerin.

Rentnerin Lieselotte erhält dagegen auch den Heizkostenzuschuss von der Bundesregierung nicht: denn auch der ist an ein Wohngeld gekoppelt, welches sie nicht bekommt. Verrechnet man all diese Unterstützungen, die mit der Grundsicherung einhergehen, steht Lieselotte trotz ihrer überdurchschnittlichen Rente am Ende schlechter da als Anna Schröder: Im Vergleich zu ihr muss Rentnerin Lieselotte Pawlowsky mit 339 Euro weniger auskommen - obwohl sie eigentlich 618 Euro mehr Rente bekommt!

Ein Leben lang gearbeitet – und trotzdem in Existenznot
Dass sie einmal so knapp bei Kasse sein würde, hätte Lieselotte Pawlowsky nie gedacht. Schließlich hat sie ihr Leben lang gearbeitet. Rund 60 Euro wird sie durch die angekündigte Rentenerhöhung bald mehr bekommen. Für sie heißt das aber auch: 60 Euro weiter weg von der Grundsicherung. Zigtausende andere werden deshalb sogar wieder rausfallen und Ansprüche verlieren, befürchten Fachleute. Und Anna Schröder bringt die angekündigte Rentenerhöhung gar nichts – sie bekommt so nur entsprechend weniger Grundsicherung.

Autoren: Beate Greindl, Gabriele Knetsch

Aus der Kontrovers-Sendung vom 30.3.2022

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2 سال پیش در تاریخ 1401/01/11 منتشر شده است.
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