TORTOISE & JEFF PARKER: Teilzeit-Postrocker

Stille Wasser sind tief: Im Interview ist Jeff Parker – bekannt als Gitarrist der Postrock-Pioniere Tortoise – ein eher nachdenklicher, langsam sprechender Zeitgenosse. Die Musik des 49-jährigen aber ist um so expressiver, ungewöhnlicher und dadurch spannender: Jazz gänzlich ohne Scheuklappen. Jeff Parker ist ein Mann der Gegensätze: Er liest Camus und Kafka genauso gern wie die Bedienungsanleitungen seines Equipments, er beschäftigte sich eingehend mit Charlie Parker und John Coltrane, hörte aber heimlich Van Halen und Judas Priest und er liebt seine alten Gibson-Gitarren, improvisiert mit ihnen aber nicht selten über am Computer erstellte Beats und Loops. Und obwohl er mit so namhaften Musikern wie Daniel Lanois, Brian Blade, Joey DeFrancesco, Joshua Redman, Meshell Ndegeocello und Andrew Bird zusammenspielte, ist er doch vor allem für seine inzwischen fast 20 Jahre währende Mitwirkung in der Chicagoer Postrock-Truppe Tortoise bekannt. Dieses Musiker-Kollektiv fand sich Anfang der 90er-Jahre zusammen, um mit Akribie und Experimentierfreude eine damals neuartige Musik zu erschaffen, die elektronische Elemente mit erdigen Sounds und ausdrucksstarke Performances mit hypnotischen Loops auf eine Weise kombiniert, dass sie es sogar in den Mainstream schaffte. Musik zum Mitdenken und Abschalten, zum Mitrocken und Analysieren. Parker agiert dabei häufig als Melodien-Lieferant und nicht selten fühlt man sich dabei an Ennio-Morricone-Filmscores erinnert. Mehr zum Thema in der neuen Gitarre & Bass. Ab Freitag, 23.12.2016 im Handel. Oder versandkostenfrei bestellen über www.gitarrebass.de/shop