Spange Spanne (Die helfende Welt)

ninfamoderna
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429 بار بازدید - پارسال - Die helfende Welt(eine achtstündige Performance-Praxis
Die helfende Welt
(eine achtstündige Performance-Praxis der Wohnung Miryam van Doren mit Jack Hauser & Marcus Steinweg und Gästen im TQWStudio1, TQWFoyer, in der TQWPerformance Passage und im Hotel Fürstenhof)

Die Atmosphäre dieser Performance-Praxis der Wohnung Miryam van Doren wird unsere Dozentin sein. Zu ihr gesellen sich die Dauer und die Freundschaft zwischen Philosophie und Kunst. Die Wohnung Miryam van Doren ist 1999 als begehbares Skizzenheft in der realen Wohnung einer imaginären Person entstanden; ihre Begleitung und Betreuung beruht auf der Zusammenarbeit von Kontingenz, Kontext, Konzept, Konfekt und Konzert.

Wenn die Dauer der Raum der Zeit ist, dann lassen sich in solch einem Modell Ereignisse als plastisches Material denken. Und Ereignisse formen und verformen sich. Sie bringen sich in Verbindung. Können erzählt, gefilmt, geträumt, geschrieben, ausgestellt, dargestellt, imitiert, praktiziert und choreographiert werden.
Motto: Für eine kommende Gemeinschaft auf der Suche mit dem Wunderbaren, sogar.

Die Trennung in Frage stellen. Zwischen Improvisation und Komposition. Zwischen Lehren und Lernen. Die Trennung auch zwischen Atelier, Museum, Proberaum, Studio und Wohnung. Eine Art Magie ins Spiel bringen. Wie Schreiben. Zauber und Glück. Eine Verwandlung, die von Außen kommt, lieben. Etwas Unkontrollierbares. Zufälliges zulassen. Collagieren und montieren mit diversem materiellem und immateriellem MATERIAL. Das Sichtbarmachen eines vielschichtigen Beziehungsgewächses. Die Arbeit an der Dauer einer Arbeit. Werk und Werkzeug zugleich. Kunst als ein verantwortungsvolles Experiment mit wirksamen philosophischen Substanzen. Philosophische Handwerkerin werden. Sich der Rekonstruktion einer utopischen Kindheit verschreiben. Was ist das? Die unsichtbare Kindheit als ein Leben.
(Jack Hauser: 2022)

Zitate dazu:
Ich trug die Schildkröte die ganze Zeit in beiden Händen, hielt sie, die Arme ausgestreckt, vor mir wie ein Ministrant die Bibel, oder wie man eine Wünschelrute hält, während ich an den Wänden entlang um das Zimmer herumging. Jedes Schild ihres rötlichen Panzers sah anders aus. Während ich sie trug, spritze sie. Sie spritzte mehr Wasser, als eine Schildkröte dieser Größe überhaupt speichern konnte. Das Tier war ein regelrechter Springbrunnen, ein gespaltenes Felsstück in meinen Händen, und als ich aufwachte, wurde mir klar, dass das Zimmer, in dem ich auf und ab gelaufen war, mein altes Kinderzimmer gewesen war.
(Rebecca Solnit: 2005)

Es ist wichtig, dass wir Räume jenseits des gleißend hellen Moments finden. Die Unmittelbarkeit raubt den Schlaf und verursacht Amnesie; sie sperrt uns in eine reaktive Zeit, die immer gefüllt ist (von Wut und Pseudoneuigkeiten). Es gibt keine kontinuierlich fließende Zeit, in der Schatten entstehen können, nur eine Zeit, die zugleich nahtlos (ohne Lücken: es gibt immer »neuen« content) und diskontinuierlich ist (jede neue Zwangshandlung lässt uns vergessen, was ihr voranging). Das Ergebnis ist mechanische und uneingestandene Wiederholung. Ist es uns immer noch möglich, Schatten wachsen zu lassen?
(Mark Fisher: 2015)

Und oft genug auch hatte ich Personen getroffen, die mich zur Lösung eines gerade plagenden Problems führten. Ein unverfänglicher Ausflug an einen zufällig gewählten Ort brachte mich plötzlich auf Spuren, von denen ich keinen Schimmer gehabt hatte. In solchen Momenten blickt man sich anfangs misstrauisch um, doch kommt einem dann der wunderliche Gedanke in den Sinn, dass  d e r   W e l t   d a r a n   g e l e g e n   i s t,  d a s s   d i e s e r   R o m a n   e n t s t e h t. Ich bin mir darüber im Klaren, wie unseriös das klingt, auch stellt es meine Person in ein zweifelhaftes Licht. Aber sei es drum! Schriftsteller sind schließlich Künstler, und die Künstler haben sich einen breiteren Spielraum der Exzentrizität errungen als zum Beispiel die Wissenschaftler, auch streben sie keine akademischen Titel an. Um mir Mut zu machen, habe ich die Unterstützung auf Latein formuliert – mundus adiumens, die helfende Welt. Etwas, das einem das Gefühl verleiht, man würde bei der Hand genommen und in einen wundervollen Zustand geführt, nicht unähnlich einer durch Drogen ausgelösten Trance, in eine leichte und durchaus angenehme, zugleich aber beharrliche und schwer nur zu bändigende Psychose.
(Olga Tokarczuk: 2018)

Und in einem Zwischenbereich von bewusster und unbewusster Atmung öffnet sich der Geschichtsraum durch die Zeiten wie ein Schichtkuchen. Etwas Horizontales wird vertikal, etwas Senkrechtes sinkt ab, setzt sich dadurch neu zusammen, wird vertizontal, lässt sich anders bewohnen, beschreiben, skizzieren, verrunzeln, einschlagen, weichklopfen, zu Klößchen formen, durchdringen, erfahren, ergehen, wie ein tintenverkleckster Traum.)
(David Ender & Jack Hauser: 2022)
پارسال در تاریخ 1402/03/28 منتشر شده است.
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