Weltberühmt in West-Berlin — Leben und Lieben des Bernd Feuerhelm

"Weltberühmt in West-Berlin — Leben und Lieben des Bernd Feuerhelm"
Ein Film von Frank Schoppmeier, D 2021, 84. Min.
Mit Bernd Feuerhelm, Reinhard "Ree" Koch, Marianne Enzensberger, Anne Wilke, Klaus Tuschen und Lothar Lambert.
Sprecherin: Claudia Jacobshagen.

Vor 50 Jahren erlebte der Praunheim-Film "Nicht der Homosexuelle ist pervers, sondern die Situation in der er lebt" im Rahmen der Berlinale im Forum des jungen Films seine Uraufführung. Es sollte einer der bundesrepublikanischen Skandalfilme des 20. Jahrhunderts werden.
Für seinen Hauptdarsteller Bernd Feuerhelm war der Film eine weitere Facette in seinem turbulenten Leben. Aufgewachsen als Halbwaise zwischen den Ruinen in Berlin-Kreuzberg, zog es den jungen Mann weg von seiner Halbstarken-Clique in den feinen Westen der noch ungeteilten Stadt. Er heiratet Eveline, zieht in die vom Milieu geprägte Bülowstraße, verkehrt in den angesagten Schwulenbars und macht regelmäßig Abstecher ins Swinging London.
Der gelernte Feinblechner beginnt eine Ausbildung zum Dressman und arbeitet für einen Modeschneider. Auf einer Party lernt er Rosa von Praunheim kennen, der dem extravagant gekleideten jungen Mann die Hauptrolle in seinem Film anbietet. Bernd greift zu und wird über Nacht berühmt. Von der Gage eröffnet er eine kleine Boutique in Schöneberg. Später wird ein ein paar Straßen weiter mit Silvia, der Liebe seines Lebens, die Szene- und Promikneipe "Harlekin" eröffnen. Es folgen Abstürze, Therapien, Zuflüchte bei den Zeugen Jehovas und immer wieder Affären.
Seine größte Liebe wird ihn aber ein Leben lang begleiten: Der Rock'n'Roll!

Bernd Feuerhelm lebt heute in Berlin-Grunewald. Ich habe ihn einige Wochen mit der Kamera begleitet, mir aus seinem Leben erzählen lassen und seine Weggefährt*innen besucht, Reinhard "Ree" Koch, Klaus Tuschen, Marianne Enzensberger, Anne Wilke, Lothar Lambert. Entstanden ist das Portrait eines Wanderers zwischen den Welten, denn es fällt schwer diese Biographie nur einer "Szene" zuzuordnen. Fast nebenbei lebt das verschwundene Biotop West-Berlin in den Schilderungen der Protagonist*innen wieder auf, Utopie und Sehnsuchtsort, damals wie heute.